In einem der letzten Sommer, während meines Urlaubs in Kroatien, kam ich in engeren Austausch mit den Gastgebern unserer Unterkunft. Wir redeten über Gott und die Welt und auch über das, was unsere Gastfamilie bewegte. Schnell kamen wir dabei auf ein Problem zu sprechen, welches Elena mit ihrem 11-jährigen Sohn Luka hatte (Namen geändert).

Dieser litt seit seiner Geburt unter Enuresis nocturna, dem nächtlichen Bettnässen und war bis heute noch keinen Tag trocken gewesen.

Sämtliche Pillen und medizinische Maßnahmen waren ergebnislos geblieben. Nichts und niemand konnte bisher etwas an seinem Zustand ändern. Die Eltern waren schon mehr als verzweifelt. Verständlich, wenn man bedenkt was es bedeutet, jede Nacht aus dem Schlaf gerissen zu werden, das Bettzeug zu wechseln und keine Hoffnung auf Besserung zu sehen. Dem Sohn erging es ähnlich. Auch er hatte keinen erholsamen Nachtschlaf, was zu Konzentrationsstörungen und Leistungsabfall in der Schule sorgte. Zudem kam er schon langsam in die Vorpubertät und schämte sich für seine „Krankheit“, konnte er sie doch am allerwenigsten steuern.

Auf meine gezielten Nachfragen hin wurde mir recht schnell klar, dass hier systemische Ursachen vorliegen, die der Sohn symptomatisch austrägt. Was genau die Ursache seiner Probleme ist, wird sich aber erst in der Aufstellung herausfinden lassen, da in dieser die bisher verborgenen Dynamiken sichtbar werden.

Zwar hatte die kroatische Familie noch nie etwas von Familienstellen bzw. Systemischer Aufstellung gehört, beschloss aber, es zu versuchen. Prompt hatte ich einen Auftrag und wir vereinbarten, uns am übernächsten Tag zu einer Aufstellung zusammenzufinden. So blieb noch genügend Zeit, Freunde als Stellvertreter zu rekrutieren. Auch meine Familie stand für Stellvertreterrollen zur Verfügung.

Da wir keinen entsprechend großen Raum zur Verfügung hatten, musste ich improvisieren und einen geschützten Raum im Freien kreieren. Das war wichtig, weil der Raum die Energien hält. Gesagt, getan.

Am Donnerstagabend führte ich alle Anwesenden in den Ablauf ein und betonte auch, wie wichtig es ist, während der Aufstellung dem eigenen Gespür nachzugehen und den Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Der Verstand, der gern alles zerdenkt, mit eigenen Erfahrungen abgleicht und eine logische, möglichst schon bekannte Lösung herbeiführen will, ist nun eher hinderlich und darf pausieren.

Erstaunlicherweise klappte das auf Anhieb bei allen sehr gut und alle ließen sich voll und ganz auf ihre Rolle als Stellvertreter ein.

Es gab einige Verstrickungen zu lösen!

Letztendlich war die Ursache des langanhaltenden Symptoms bei Luka eine nicht gelebte Liebe seiner Urgroßmutter, die aus standesrechtlichen Gründen damals nicht gelebt werden durfte. Die nicht geweinten Tränen der Urgroßmutter, die bei ihr zu Verbitterung und Härte geführt hatten, hat Luka mit seiner Blase geweint. 11 Jahre lang! Erst als die Urgroßmutter in der Aufstellung noch einmal Kontakt zu ihrer großen Liebe aufnehmen konnte, ihm in die Augen sehen, den Schmerz fühlen und den Verlust bedauern konnte, zog sich das Symptom zurück. Der Schmerz konnte nun dort verarbeitet werden, wo er hingehörte, zur Urgroßmutter.

Am Dienstag darauf erhielt ich die Nachricht, dass Luka einen Tag nach der Aufstellung das erste Mal ohne Einnässen durchschlief. Das ist bis heute so geblieben. Was für eine Wirkung!

Es geht natürlich nicht immer so schnell, manchmal braucht es Tagen, Wochen oder Monate, bis die gewünschte Veränderung eintritt. Es zeigt aber, wie kraftvoll eine Systemische Aufstellung wirken kann, vor allem dort, wo bisher andere Lösungsansätze scheiterten.  

Ich bin sehr dankbar mit dieser Methode arbeiten zu können und viele meiner Patienten auch.

Hast auch Du ein Anliegen und möchtest ein Problem mit einer Systemischen Aufstellung lösen? Dann nimm Kontakt mit mir auf und vereinbare gern einen Termin mit mir, entweder für eine Einzel- oder Gruppenaufstellung.

Herzlichst, Anja